9. BÜCHERTISCH

Nach langer Zeit findet endlich mal wieder ein Tischtag statt. Diesmal mit dem Thema BÜCHERTISCH. Fünf Menschen versammeln sich und bringen Bücher mit,
Bücher, die uns entscheidend beeinflusst haben,
Bücher, die wir nie gemacht haben, aber gerne machen würden,
Bücher, die wir gerne hätten, lesen würden, verschenken wollen.
Bücher, die …
An einem stabilen Tisch, aus 8 cm dickem Massivholz sitzend, wurden die Bücher ausgebreitet.

Adib Fricke geht mit einem sehr auf das Herstellen bedachten Blick an Bücher ran, die er übrigens schon seit den 1980er Jahren produziert. Dabei bleiben seine Inhalte nicht im Buch. Sie wandern von dort auf Karten und dann auf Poster oder gleich an Wände, und von dort wieder in andere Bücher hinein. Inhalte werden so zur hier und da auftauchenden Phänomenen, die sich ins normale Alltagsleben einschleichen können.

Christiane ten Hoevels Bücher sind leere Bücher mit gestalteten Covern für Bücher, die noch geschrieben werden sollten. Alle Gäste suchen sich zwei Bücher aus, und machen mit dieser Wahl viel sichtbar über ihr persönliches Verhältnis zu Büchern und ihren Inhalten. In der Auswahl entsteht eine Art Miniportrait.

Eva-Maria Schöns Hefte und Zeitungen und Faltungen sind alles Printpublikationen, aber sie wollen sich nicht so recht an das Format Buch halten. Mal zu groß, mal zu lose, wollen sie an Wände oder in Hände. Die Inhalte bestehen fast ausschließlich aus Bildern und für diese Bilder gibt es keinen Grund, in einem Buch gefangen zu bleiben. Wenn, dann verlangt es darin oft leere Zwischenseiten, die den Bildern Raum zum Atmen geben.

Julia Ziegler bringt mehrere Bücher mit, die ihr aus unterschiedlichen Gründen am Herzen liegen: ein Theaterstück von T.S.Eliot, das sie als Faksimileauflage aus Holz nachgearbeitet hat, ist ein Kellerfund und macht die Sinnlichkeit des gebrauchten Buches spürbar. Das Buch „Minutentexte“ von Michael Baute und Volker Pantenburg zerlegt den Film „The night oft the hunter“ in 90 Einminutenabschnitte und lässt sie von 90 Autor*innen beschreiben – Rezeption, thematisiert und aufgefaltet. Ein Kinderbuch, aus dem eine Szene in der Erinnerung zum ganzen Buchinhalt wurde, zeigt, wie Worte und Bilder einander verstärken und zu eigenständigen Gespinsten werden.

Nanaé Suzuki stellt zwei Bücher vor, die Geschichten erzählen: Einmal wird von einem Haus ausgehend die Stadtgeschichte Berlins aus einer ganz anderen Perspektive, der des Hauses, entrollt. Ein andermal werden, von Fotos ausgehend, unterschiedlichste Geschichten zu den Abbildungen entwickelt. Beides mal sind es Erzählungen, die von einem Fokus initiiert sind, und von dort zu eigenständigen Geweben werden. Auch sie möchte in ihrem nächsten Buch über eine imaginierte Ausstellung unterschiedliche kleine Geschichten erzählen.

Berlin, bei Christiane ten Hoevel, November 2022