10. WICHTIGE BÜCHER

Am 10. Tischtag ging es um wichtige Bücher.
Bücher, die für die eigene Arbeit wichtig, wegweisend, unterstützend waren.


Nanaé Suzuki bringt das Buch „Portrait eines Unbekannten“ von Nathalie Saurraute mit. Als Japanerin schätzt sie ganz besonders die kurzen, guten Sätze auf deutsch, die sie aus dem Buch extrahiert hat. Die Sätze werden von ihr mit postkartengroßen Aquarellen kombiniert.. Zwischen Bildern und Sätzen entstehen immer wieder neue Zuordnungsmöglichkeiten, die die Narration auflösen. Sie nennt diese fortlaufende Arbeit „Deutsch für alle Fälle“.

Doris Sprengel bringt ein Heft über Denkmäler zu Ehren von Frauen mit. Es ist die 136. Ausgabe von „Die Mark – Frauen in Brandenburg.“ Selbst in Brandenburg wohnend denkt sie über ein Denkmal für Caputh nach, das ihre in Interviews mit Caputher Frauen entstandene Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Ihre Beschäftigung mit diesen Themen übersetzt sie in wuchernde Installationen. Foucaults „Ordnung der Dinge“ ist ihr in dieser Würdigung der Alltagsarchälogie wesensverwandt.


Käthe Kruse bringt statt einem Buch eine Tageszeitung mit, aus deren Überschriften sie eine Art wörtlicher Chronik sequenziert hat. Nach dem 366 Tage andauerndem Sammeln ging es bei ihr zwei Jahre darum, die Worte auf Leinwand zu malen. In dieser Zeit der 3927 Substantive, die sich auch auf einem bedruckten Tuch nachlesen lassen, hat sie malend über die Verrohung der Sprache sinniert.


Adib Fricke bringt gleich mehrere Bücher mit: Das Tao de King von Laotse, McLuhans „Magische Kanäle“ und Wittgensteins „Philosophische Untersuchungen“. Ursprünglich aus der Philosophie kommend inspirieren ihn solche Bücher zu einer strukturellen Untersuchung von Botschaftenübermittlung. Er bevorzugt dabei kurze Sätze, die so offen sind, dass sie neue Anfänge für etwas anderes sein können. Beispielsweise in Puderzucker auf den Boden gestreut werden sie zu ephemeren Erscheinungen mit vieldeutigen Inhaltsebenen.


Christiane ten Hoevel bezieht sich auf das Buch „Die Karte meiner Träume“ von Reif Larsen. Die gleichwertigen Parallelwelten von realem Plot und vorgestellter Welt waren ihr Vorbild für ihr Buch „Wie man einen Mann (er-)findet“. In Schrift und Bild entfalten sich dort die Verschmelzung von Wirklichkeit mit vorgestellter Möglichkeit.


Stefan Koppelkamm bringt Georges Perecs „Das Leben“ und Irina Liebmanns „Berliner Mietshaus“ mit. In beiden Büchern werden Personen eines Mietshauses beschrieben, was er mit Mitteln der Fotografie gezeigt hat. Einblicke aus dem Dunkel der Umgebung in von innen hellerleuchtete Fenster zeigen Menschen in privaten Situationen und machen den Betrachter zum Voyeur.


Eva-Maria Schön ist fasziniert von Jean Henri Fabres Sprache im Buch „Blick ins Käferleben – Das offenbare Geheimnis“, die ihn zum Mitbewohner von Insekten macht. Für sie ist Sprache Einstieg in Welten und folgerichtig schreibt sie vor aller Augen einen in der Vereinzelung absurd klingenden Satz aus dem Buch auf Blaupapier ab. Spiegelschriftlich zu lesen wird er zur bruchstückhaften Linienführung.

Zusammengenommen wird deutlich, wie wichtig und gleichzeitig wie unterschiedlich Bücher als ständige Begleiter sind.