6. HOMEOFFICE

Thema ist die gegebene Situation: Jede*r sitzt am eigenen Tisch und kommuniziert von dort mit anderen. Homeoffice ist in aller Munde.
Ist es ein Arbeitstisch, ein Esstisch, ein Schreibtisch, ein Ateliertisch, ein Beistelltisch, ein `Table imaginaire´, etc.?
Die Mischung macht´s und von jedem Tisch gibt es etwas zu berichten, zu zeigen, vorzuführen, zu hören, etc.

Christiane ten Hoevel begrüßt die Anwesenden mit einer Sprechperformance, die das häufige Vorkommen des Wortes Tisch in der deutschen Sprache sichtbar macht. Von der TISCHrede geht es über ästeTISCH bis zur ArTISCHoke. Das Thema wird zunehmend elasTISCH.

Adib Fricke zeigt einen digitalen Generator, mit dem assoziative Reihen gebildet werden. Das Hirn arbeitet auf Hochtouren um den zahllosen Vorschlägen einen kausalen Zusammenhang abzuringen. Der Horizont des Wortes Tisch dehnt und kontextualisiert sich dabei ins Unendliche.

Katrin von Lehmann zeigt den Tisch auf dem Tisch. Im Zusammenspiel mit 5 papiernen Kugeln führt sie vor, was der Tisch kann und womit er sich schwer tut. Während man dem Treiben zuschaut erschließen sich wie nebenbei die Grenzen dessen, was ein Tisch ist und was nicht.

Eva-Maria Schön macht Tabula Rasa: mit schnellen Griffen entleert sie ihren Schreibtisch von dem, was sich im Laufe des letzten Jahres angesammelt hat. Über den leeren Tisch legt sie ein weißes Papier, welches sich im Laufe der vor ihr liegenden Jahres mit Notizen füllen wird. Einmal im Jahr, immer am Anfang zelebriert sie dieses Erneuerungsritual.

Petra Spielhagen zeigt einen Bogen von Tischen, wie sie Kunstschaffende in den öffentlichen Raum gestellt haben. Besonders die soziale Vielseitigkeit wird in all der Unterschiedlichkeit sichtbar.

Nanaé Suzuki ist tagelang durch die leere, winterliche Stadt gestreift und hat Tische fotografiert. In Zeiten von Lockdown uns Social Distancing sind die Tische verwaist, ihrer sozialen Funktion enthoben und zu absurd anmutenden Architekturen gestapelt. Fazit: der Tisch ist traurig.

Dorothee Willert-Bauerle stellt zwischen den Beiträgen Verknüpfungen her, die die Vielfältigkeit zu einer philosophischen gereihten Annäherung an die Entität Tisch werden lässt. Mit ihrem vom Theater geschulten Blick werden die bespielten Tische zu Bühnen, auf denen die Gedanken tanzen.

Berlin, online, September 2020